Morion, Deutsch, spätes 16. Jahrhundert
Gewicht: 1,4 kg.
Höhe: 25,5 cm.
Breite: 26 cm.
Länge: 35 cm
verkauft
Die Glocke ist aus zwei Teilen gearbeitet und läuft in einen hohen Kamm aus, an dessen oberem Rand beide Hälften miteinander verschmiedet sind. Auf den
Seitenflächen wurde je eine Lilie herausgetrieben, die wie der Kamm blank belassen wurden und die geschwärzte Oberfläche kontrastieren. Zur Fixierung eines
Helmfutters und zweier Wangenklappen dienten Eisennieten, die von einem Zierelement aus Messing umgeben sind und auf der Innenseite des Helms noch Reste
des Futters einschließen. Linksseitig ist eine, rechts sind zwei Nieten professionell ergänzt. Die Schwärzung ist wohl noch die originale – damit sticht
der vorliegende Morion positiv unter den erhaltenen Vergleichsstücken heraus, da deren Schwärzung meistens in der jüngeren Vergangenheit plump neu
übergangen worden ist.
Hintergrund
Der Morion entwickelte sich aus dem Eisenhut des 15. Jahrhunderts, insbesondere der Spanischen Variante, dem sog. cabacete. In der folgenden Zeit erfreute
sich dieser Helm einer stetig wachsenden Beliebtheit und kam in ganz Europa in Gebrauch, wo er bis in die erste Hälte des 17. Jahrhunderts auf den
Schlachtfeldern zu finden war. Als typischer Helm der Infanterie war er beispielsweise unter den Pikenieren beliebt, kam aber auch bei den Besatzungen
städtischer Verteidigungen sowie den Leibgarden Europäischer Herrscher, so z.B. den berühmten Dresdener Trabanten zum Einsatz.
Provenienz
Sammlung Max Grundig, Nürnberg[...]
Vergleichsstücke
Von diesem Morion haben sich eine ganze Reihe Vergleichsstücke erhalten, so dass diese Exemplare vermutlich auf einen gemeinsamen Zeughausbestand
zurückgehen. Von dort sind die Helme in einer Zeit in den Markt gekommen, als sie militärisch überholt waren, aber die Sammelleidenschaft für antike Waffen
sich bereits entwickelt hatte – also im Verlauf des 19. Jahrhunderts. Der Überlieferung nach stammt dieser Typ Morion aus dem Zeughaus der Münchener
Stadtwache. Die Wache Münchens war der Jungfrau Maria gewidment, ihre Morione daher mit der stilisierten Madonnenlilie verziert.(1)
Es finden sich Exemplare der Reihe beispielsweise im
Metropolitan Museum of Art in New York
(Nieten ergänzt), oder im Deutschen Historischen Museum in
Berlin.(2)
Endnoten
1) Vgl. Curtis, H. M. (1978): 2500 Years of European Helmets, S. 298.
2) Accession Number: 14.25.506.
3) Vgl. Müller, H., Kunter, M. (1984): Europäische Helme, S. 269 Nr. 105 und Abb. S. 175.